Norwegen 2018 Fazit

Eine grandiose Zeit, eine grandiose Reise und ein großartiges Land. Dazu vier Wochen Urlaub! Auch jetzt, im langsam kälter werdenden Gießen zehre ich immer noch von diesem Urlaub. Ich verspüre eine größere Gelassenheit und Ruhe in mir.

Erfahrungen: Rein technisch hat sich mal wieder gezeigt, das man mit sehr wenig auskommen kann. Die Taktik, mit 3 Garnituren Wäsche und Genie (Reisewaschpaste) aus Frankreich hat sich bewährt. Mehr braucht es nicht. Wir fragen uns immer, was ist in den Fronttaschen der anderen Radfahrer? Mit meinen großen Füßen muss ich mir noch was für die Zweit- und Ausgehschuhe einfallen lassen. Die Wanderschuhe waren dafür etwas zu Voluminös und schwer. Werkzeugmäßig hat nichts gefehlt, wir mussten aber auch nichts reparieren. Den Kocher haben wir richtigerweise zu hause gelassen, auf jedem Campingplatz und in den Jugendherbergen gab es zumindest eine Kochplatte. Ohne Topf wäre es allerdings schwierig geworden, Der war nicht immer vorhanden. Salz und Pfeffer sollte noch auf die Checkliste aufgenommen werden.  Und rückwärts vorwärts zu fahren ist echt geil, geiler fährt’s nicht!

28.-29.6. 2018 Oslo-Kiel-Gießen

Morgens brechen wir unsere Zelten ab und fahren noch einmal zur alten Oper, ein paar Fotos zum Abschluss. Gar nicht so einfach. die kleinen Räder vor der großen Oper zu fotografieren. Da muss ich mir noch mal ein paar Autoreklamen von den Profis anschauen, wie die das gemacht haben.

Um 14:00 heißt es dann Leinen los in Oslo. Wir gleiten durch den Oslofjord, der eigentlich ein Sund ist, schlagen uns den Bauch am Buffet voll und genießen den Sonnenuntergang. Nach dem großen Zisch wollen wir zurück in die Kabine. Genau gegenüber der Sonne ist der Vollmond aufgegangen. So eindrucksvoll habe ich das noch nie gesehen.

In Kiel angekommen, dachten wir noch das wir ein wenig Zeit hätten und fuhren zum Nord-Ostsee-Kanal. Das rächte sich in Hamburg. Der Zug schaffte es auf der kurzen Strecke, genügend Verspätung  rauszuholen, das wir unseren Anschluss verpassten. In Schleswig-Holstein gingen wohl gerade die Ferien los, so das viel Trubel war. Auf dem Fahrplan entdeckten wir einen Zug, der nur an diesem Tag fuhr. Am Reisezentrum schaffte es die engagierte Mitarbeiterin, den Zugführer auf der Strecke anzurufen und die Reservierung für unsere Räder klar zu machen. Großes Lob.

Die letzten Kilometer in Gießen: Vom Bahnhof bei lauem Abendwind vollkommen entspannt nach Hause.

27. 6. 2018 Oslo

Die restliche zeit bis zur Fähre verbringen wir mit Sightseeing und haken die wichtigsten Punkte ab: Morgens besichtigen wir die Oper in Oslo. Nun können wir verstehen, warum die Maskenbildnerin nicht mehr in Dresden arbeiten wollte: Die Bühne konnten wir nicht sehen, aber es gibt die gleiche Bühne noch einmal dahinter. Und irgendwie noch ein paar mal daneben. So können mehrere Stücke gleichzeitig aufgeführt werden ohne das jedes mal das Bühnenbild aufwendig umgebaut werden muss. Und es gibt noch Probenräume, deren Akustik der des großen Saals entspricht. Wahrscheinlich kann man das ganze Stadttheater von Gießen in die Probebühne packen. Aber das war vor 100 Jahren auch mal topschick.

Nach Soviel Kultur ist noch mal Sport angesagt: Mit der Straßenbahn fahren wir hoch zur Skisprungschanze auf dem Holmenkollen, Auch ohne Schnee: Respekt! Allein da hochzufahren. Ganz zu schweigen davon, dann in das Loch zu springen.

26. 6. 18 Langset -Oslo

Nach ruhiger und angenehmer Nacht frühstücken wir in der warmen Morgensonne auf dem Bootssteg am See. Beim losfahren zeigt das Display am Rad nur drei Balken an. Seltsam, hab ich wohl einen Stecker zu stecken vergessen. Kann ja mal vorkommen, muss ich halt ein wenig mehr treten. Als aber auch Astrid meint, ihr Akku sei nicht voll, dämmert es langsam: Die Steckdose war in parallel zum Licht geschaltet. Und das Licht wurde über einen Bewegungsschalter ein und ausgeschaltet. An was man alles denken muss. Wir laden die Akkus noch ein Stündchen, Ich lese ein wenig die Bedienungsanleitung für den Foto und Astrid kann den Reiseführer jetzt auswendig.

Auf dem weiteren Weg kommen wir noch in Eidsvoll vorbei. Wir besuchen diesen geschichtsträchtigen Ort, an dem die erste norwegische Verfassung ausgerufen wurde, nicht. Überhaupt scheint sich eine gewisse Reisemüdigkeit eingestellt zu haben. Es ist zu warm, die Autos werden immer mehr und immer lauter.  Zeit für Urlaub. In Dale beschließen wir, mit der S-Bahn zurück nach Oslo zu fahren. 
In Oslo sitzen wir noch eine Zeitlang im Bahnhofskaffee und schauen uns die Leute an. Irgendwann ist gut mit gucken. Wir machen uns auf den Weg zum Campingplatz. Schön faul, die Akkus sind noch voll, stürmen wir mit voller Kraft den Berg. Oben angekommen , bauen wir unser Zelt auf und halten Siesta. Nochmal in die Stadt runter zu fahren , haben wir keine Lust. Zum Glück liegt der Campingplatz mitten in einem großen Park. Netterweise wurden einige Kunstwerke darin verstreut. Nach dem Besuch der ortsansässigen Fettklitsche machen wir uns auf dem Weg. Mit ist noch ein wenig schlecht. Oder bin ich nur blass vor Neid weil der Besitzer mit einem Tesla vorgefahren ist? Weitere Tesla und die gesamte Programmpalette an aktuellen Elektroautos sehen wir dann noch vor einem noblem Restaurant mit Blick auf Oslo.

25. 6. 18 Hamer Langset

Der letzte Tag unserer Tour. Und der Campingplatzmörder hatte wohl Ausgangssperre. Auf Schotterwegen geht es weiter. Aber Schotterwege auf hohem Niveau: Es sah fast so aus, als ob die Straßen regelmäßig gesprengt (mit Wasser) werden. Wenig Schlaglöcher, ab und zu Wellblech. Dafür durch ruhige Wälder mit sanften Hügeln. Bergab kann ich schön Fahrt aufnehmen und unten schön um die Kurve driften. Zum Glück kam niemand entgegen,…

In Morslogen erleben wir dann norwegischen Gigantismus pur: Oben aus dem Berg kommen die Röhren des Autobahntunnels aus dem Berg und gehen oben in die Autobahn über. Darunter liegt unser Radweg. Netterweise haben die Planer den Weg hoch zur Autobahn geführt, damit wir uns nach der Steigung stärken können. Auch norwegische Straßenplaner scheinen kein Rad zu fahren. Wir flüchten auf die Bundestrasse, auch recht breit ausgebaut. Irgendwann kommt der Radweg wieder runter und führt auf einer 5 m breiten, asphaltierten Straße direkt neben der Bundestrasse. Für die Fußgänger gibt es noch einen extra Weg, 2 m Breit. Dummerweise wurde wohl der Schnee im Winter auf die Fahrradstraße geräumt. Nur so können wir uns den 1 cm Splitt auf dem Radweg erklären. Rechts von uns wurde noch eine Eisenbahnlinie in den Granit gesprengt. Es gibt noch einige Unterführungen für uns Radler.

Wir bleiben erst mal auf der Bundestrasse und folgen nicht dem Radweg, obwohl er als Splittweg zum See führt. Irgendwie zu mühsam. Doch dann scheint sich der Belag in Asphalt zu verwandeln. Dummerweise hindern uns jetzt aber Geländer oder Bahnschienen daran, auf den Radweg zu wechseln.

Der Radweg wird teilweise von LED-Lampen beleuchtet. Interessant ist, das die Masten aus Edelrost sind. Um die richtige Rostfarbe zu ermitteln, wurden extra Witterungstests gemacht: An einer Straßenecke entdecken wir mehrere kleine Stahltafeln mit unterschiedlichen Rostfarben. Was es nicht alles gibt!

In Langset decken wir uns noch mit Tiefkühlessen und ein wenig Bier ein, fahren zum Campingplatz und bauen unser Zelt nah am Wasser auf.

24. 6. 18 Lillehammer – Hamer

Eigentlich wollten wir ab Lillehammer auf der rechten Seite des Seenflußes fahren. Aber Irgendwie haben wir den Abzweig in der Stadt verpasst. Unser nächster Versuch in Molev scheiterte kläglich, wir finden den Weg zwar locker, die Brücke war ja nicht zu übersehen. Aber dann wurde der Weg immer schottriger und steiler so das wir abbrachen und wieder zurück auf die andere Seite fuhren bis nach Hamer. Der ursprünglich  vorhandene Campingplatz hatte sich wohl in einen Stellplatz verwandelt, ganz genau haben wir es nicht raus bekommen. Im Internet fanden wir noch einen anderen Campingplatz. Dummerweise war das Handy alle, der Akku am Rad ging auch zu Neige. Und der Campingplatz lag auf einem Berg. Durch Wohngebiete kämpften wir uns 170 m höher, Die Akkus gingen leer und die Orientierung wurde wieder old school. Aber die Richtung war klar, im Zweifel bergauf. Irgendwann sind wir da. Oder doch nicht? Es steht hier ein Schild Campingplatz, aber es sind keine Wohnmobile oder Wohnwagen zu sehen. Keine Zelte. Noch nicht mal Menschen. Hm, was tun? Es gibt so etwas wie ein Hotel hier oben. Auch in der Stadt wird es etwas geben. Da auf einem der Schilder das Wort Rezeption steht, gehe ich mal dort hin. So ganz umsonst wollte ich nun doch nicht hier hochgekurbelt sein. Es gibt sie tatsächlich! Ich kann ganz normal einchecken, auf meine Frage, ob es hier immer so leer sei, meinte das Mädchen hinter dem Tresen, ja es wären gerade recht wenig Leute da. Sehr seltsam und strange. Erinnert irgendwie an Hotel New Hampshire. Aber die Duschen waren warm und im Preis mit drin. So schlüpften wir in unsere Schlafsäcke.

23. 6. 18 Ringebu Lillehammer

Der Wind hat nachgelassen, bei warmer Morgensonne habe ich zur Feier des Tages ein paar Blumen gepflückt und wir frühstückten gemütlich vor der Hütte. Danach ging es bis nach Ringebu hinein auf die andere Flußeite. Der Weg dort erschien uns aber zu steil so das wir wieder über dir Brücke zurück weiter auf der E6 fuhren. Die Autos nerven zwar nicht so wie bei uns, aber als wir einen Feldweg parallel zur Straße entdecken, entschieden wir uns, diesen zu nehmen. Sah auch ganz gut aus, was wir mit dem Fernglas sehen konnten. Leider sahen wir nicht den 3 Meter tiefen und 6 m breiten Graben kurz vor Ende des Weges. Dumm gefahren. Ich hab dann mal den Motor hoch geschaltet und bin über den Feldweg zurück gebrettert, hat auch Spaß gemacht ;-).

Bis Lillehammer gab es dann entspanntes Wellenreiten. Dort angekommen hieß es schnell duschen, Kotböller in die Pfanne und das WM-Spiel gegen Schweden gucken. Das Interesse war mäßig.
Die Nacht habe ich nicht so gut geschlafen. irgendwie war es zu warm. Morgens habe ich dann die Heizung hinter der Tür entdeckt. War natürlich eingeschaltet, volle Lotte.
Bevor wir los fuhren, plauderten wir noch ein wenig mit einer Maskenbildnerin, die früher an der Semperoper arbeitete, nun in Oslo an der Oper ist. Sie wollte nie wieder in Deutschland arbeiten. Nachdem wir uns die Oper in Oslo angesehen hatten, konnten wir das gut verstehen.
In Lillehammer tranken wir noch einen Cappuccino auf Norwegisch. Leicht eklig, mit Zimt und Zucker bestreut. Igitt. Fast so schlimm wie Kakao. Die Italiener kotzen wahrscheinlich bei beiden Varianten.
Vor Lillehammer kommen wir noch zufällig am Norsk Vegemuseum vorbei. Eigentlich reizte mich das darin enthaltene Sprengstoffmuseum mehr, das hatte aber leider schon geschlossen. Und das Verkehrsmuseum hatte auch nur noch eine halbe Stunde geöffnet. Aber diese halbe Stunde hatte es in sich. Technik vom Feinsten, Überall Beamer mit zeitgenössichen Videos (bzw. digitalisierten Filmen) ,großzügige Räume, Also wirklich großzügig, sehr modern konzipiert. An einer Stelle waren 115 Paar Schuhe aufgestellt und stellten die Toten auf Norwegens Straßen dar. Ich grüble ein wenig über die Zahl nach. Auf jeden Fall zu viele, aber so viele in einem so dünn besiedelten Land, mit so zuvorkommenden Autofahrern?  Umgerechnet auf die 80 Mill. Deutsche sind es nur halb so viele Opfer wie im Autoland Deutschland…
Anschließend sehen wir uns noch die Bagger und Kipplaster an. Gigantisch!



22. 6. Dombås – Ringebu

Der Morgen ist kalt, wir ziehen so ziemlich alles an, was wir dabei haben. Packen es aber schnell wider ein. Der kalte Wind aus Norden hat aber auch einen Vorteil: Er bläst uns heftig in den Rücken und treibt uns an. Auf der Straße lagen bereits einige Äste. Der Weg führt teilweise über die E6 die recht gut ausgebaut ist. Trotzdem sind die Autos kein Problem. Auf einem Teilstück ging es bergab mit Rückenwind. Das Tal verengte sich auch noch so das der Wind noch stärker wurde und ich mit 60 Sachen dahinglitt. Gefühlt war es langsamer, da der Fahrtwind deutlich reduziert war. Echt krass. Astrid meinte hinterher, das das Stück für Fahrräder gesperrt war. Also ich hab‘ keine Schilder gesehen! Und es hat auch kein Auto gehupt. Aber die hupen sowie so nicht in Norwegen. Mit soviel Rückenwind schafften wir an diesem Tag über 100 km, und auf dem Tacho waren noch 3 Balken. Da sieht man mal wieder, das nicht die km entscheiden sondern wie lange man auf dem Bock sitzt. Nach 5 Stunden lässt der Spaß deutlich nach.

21. 6. 18 Trondheim – Dombås-

Es ist kalt und windig, aber die Sonne scheint. Der Wind ist so heftig, das Astrids Fahrrad umgefallen ist.
Den Ersten Zug musste ohne uns fahren: Die Türen waren zu eng und Gang zu verwinkelt. Wir haben ja Zeit und tauschen die Tickets um. Da der Fahrstuhl kaputt ist, muss ich die Räder über die Treppe zurückbringen. Das Trike wird um eine Tasche erleichtert, geht. Die Wartehalle ist offensichtlich geheizt. Mit Deckenheizkörpern, elektrisch geheizt. Krass. Bis der Zug kommt, gehen wir noch ins Freilichtmuseum, 16€ Eintritt. Pro Person. Für den Preis ist der Besuch auch sehr exklusiv, gefühlt arbeiten hier mehr Leute als Besucher da sind. Leute die auf der Erde Knien und Unkraut zupfen. Wer dabei virtuelle Schmerzen in Bezug auf Effizienz  verspürt, sollte sich in dem Museum die ausgestellten Zahnarztbohrmaschienen anschauen. Schön mit Riemenantrieb, aber immerhin elektrisch. Als Kind war ich auch noch bei so einem Zahnarzt. War gar nicht schlecht, obwohl alle anderen schon Turbinenbohrer hatten.

Im Zug nach Trondheim hat dann alles geklappt. Trike wider 1 m hoch heben, um 90 Grad drehen damit es durch die Tür ging, alles paletti. Bewährt hat sich, den umgeklappten Ausleger mit einem kleinen Spanngurt zu fixieren. Sonst wäre er vielleicht beim hoch heben umgeklappt.
In Dombås stiegen wir bei strahlend blauem Himmel aus dem Zug. Auf dem Parkplatz beim Einkaufszentrum noch schnell eine Harley mit Anhänger bestaunt. Fehlt nur noch der Porsche oder Tesla mit Anhänger…
Wo wir dann übernachtet haben, musste ich jetzt erst mal wieder rekonstruieren. Das GPS auf dem Tablett war nicht eingeschaltet. Aber zum Glück hat mir der Campingplatz so gut gefallen, das ich eine Bewertung auf der Camping App hinterlassen habe. Faksfall Camping heißt  der Platz. Vielleicht lege ich mir doch noch einen GPS-Traker zu, der die ganze Tour über eingeschaltet bleibt. Aber dann sind bestimmt die Batterien alle, ohne das ich es merke.  Eine schöner Retro-Campingplatz mit Originalhütten aus den 50ern. Angesichts des Windes und einstelligen Temperaturen entschließen wir uns für eine kleine Hütte, in der auch noch etwas Platz ist, als die Sonne rein scheint. Aber nur ein wenig ;-).
Oberhalb des Campingplatzes ist ein Hügel bei dem der Wind schon tiefe Furchen in die Wiese geschnitten hat. Man kann sie sogar auf den Google Satellitenbildern erkennen.


20. 6. -21. 6. 18 Trondheim

Wir bleiben ein wenig im „kalten“ und verregnetem Trondheim. So ist also „richtiges“ Norwegisches Wetter.
Die Jugendherberge ist voll, aber um die Ecke gibt es ein Studentenwohnheim. Im Sommer werden die Zimmer an Touristen vermietet. Wir sehen uns die Stadt an und ziehen zwischen den Schauern von Caffee zu Caffee. Dabei treffen auch unterwegs auf einen Fahrradlift. Mit dem rechten Bein stützt man sich auf einer Platte ab, drückt auf einen Knopf und wird einen Berg hoch geschoben. Das wäre das richtige für die Burg Gleiberg in Krofdorf. Wer es sehen will klickt hier:

Als Radfahrer hat ich bisher eher selten ein Parkproblem, aber das es auch anders geht, sieht man hier:

Bevor es weiter geht nach Dombås schauen wir noch in einem Freilichtmuseum vorbei.