18. 6. 18 Atlanterhavsvegen – Kristiansund

Hm, ich fand ihn eher etwas enttäuschend. In der Beschreibung stand was von 18 Brücken. Es gibt tolle Bilder von der ersten Brücke, aus allen möglichen Perspektiven. Viele neue Autos sind in Werbefilmen darüber gefahren. Aber es gibt nur diese eine geile Brücke. keine 18, wie ich dachte. Na ja, jeder is seines Unglücks Schmied… Nach der Brücke kommt ein Besucherzentrum. Mit einer Edelstahlbrücke/Steg für Fußgänger rund um eine kleine Insel. Echt cool, da locker mit meinem schwarzrotem  Liegeferrari drum herum zu cruisen.
Nach Kristianssund geht es nur durch einen Tunnel. ca. 6 km lang und für Fahrräder verboten. Der erste Teil wäre schon reizvoll gewesen: Mit ordentlich Gefälle runter, 250 unter dem Wasser. Nichts für Angsthasen. Dann kommt ein kurzes gerades Stück und wieder Bergauf, man will ja schließlich wieder Tageslicht sehen. Der Gegenanstieg überzeugt auch mich  und wir wollen das Taxi nehmen, welches im Reiseführer empfohlen wird. Aber leider ohne Information, wie man es bestellt.  Aber als alte hessische Sparbrötchen versuchen wir sowieso  erst mal den Bus. Der Busfahrer hat aber irgendwie nicht richtig Bock. Hinten hängt schon ein Rad, Astrids Rad hätte noch schön dazu gepasst, meines hätte irgendwie und irgendwo auch noch einen Platz gefunden. Aber er wollte nicht. Aber immerhin hat er uns noch einen Zettel mit einer Telefonnummer gegeben, bei der wir anrufen könnten.
Leider war die falsch. Wir warten weiterhin in der verglasten Bushaltestelle auf dem zugigen Hügel und überlegen. Auf einem Plakat wird auf den Taxidienst hingewiesen. Aber wieder keine Telefonnummer. Aber immerhin ein Hinweis auf die Verkehrsgesellschaft für wieters Infos. Also hohlen wir mal das Internet aus der Tasche, finden eine Homepage und eine Nummer der Information. Oh je, ob da jemand versteht, das wir ein Fahradtaxi haben möchten? Nur wenn ich anrufen, krieg ich das raus. 
Dann die totale Überraschung: Die Frau am anderen Ende weiß sofort Bescheid. Meint allerdings, dass man das Taxi ein paar Stunden vorher bestellen sollte. Irgendwie dachte ich in dem Moment an meinen Job und verschiedene Audits und dem Leitspruch: „Nicht geschrieben ist nicht gemacht“. Also antwortetet ich ganz nett, das tut mir leid, aber aber diese Info würde nirgends auf einem Plakat stehen. Ob es jetzt noch eine Möglichkeit gebe? Ja, sie will es versuchen, Wenn Sie sich nicht meldet, kommt ein Taxi, könnte allerdings etwas dauern, aber nicht länger als eine Stunde. Hört sich gut an! Also schiebe ich noch hinterher, das wir noch ein kleines Problem mit einem sehr breiten Fahrrad hätten. Pause. Digitales Schweigen, absolute Ruhe in der Leitung. Ich dachte schon sie hat aufgelegt aber da holt sie wieder Luft und meint, sie will es versuchen. Gut, Wenn sie so nett zu mir ist, will ich das gleich an meine Mitmenschen weitergeben und schreib die Telefonnummer auf das Plakat für andere Radler (ohne Internet in der Tasche).  Nach einer dreiviertel Stunde meldet sich ein Taxiunternehmen. Sie hätten nur ein großes Fahrzeug, es würde noch ca. 20 Minuten dauern, Der Fahrer wäre noch auf einer anderen Tour, aber dann kommt er. Und er kam nach 10 Minuten mit einem Sprinter um die Ecke, Hecktüre auf, Rampe ausgeklappt, Fahrräder rein, Tür zu. Es dauert fast länger, den richtigen Modus für die Fahrt auf dem Tablett einzugeben. Aber alles Easy, alles cool und lässig. Ab durch den Tunnel und auf der anderen Seite raus. Alles geht so schnell, das ich kaum dazu komme, Fotos zu machen.

Nach dem Bezahlen (220 NOK = 20€) steigen wir und die Räder aus. Ich klappe den Ausleger des Trikes aus, setzte mich und fahre los. Ich muss noch mal aufstehen und halte mich am Ausleger fest. Versuche ich zumindest. Aber der kommt mir entgegen. Mist, vergessen die Klappe zu fixieren. Kann ja mal in der Hektik passieren. Aber Schitt: Ein Bolzen war im Weg und der ganz Mechanismus ist so verbogen, das der Ausleger nicht mehr zu fixieren geht. Mit Mühe und Not krieg ich es soweit hin, das ich  zu dem nahe gelegenem  Campingplatz schieben kann. Dort nehmen wir eine Hütte. Leider etwas ranzig, aber was soll’s. Ich hab andere Probleme und leichte Panik, das ich das Trike geschrottet habe und die Tour zu Ende ist. Also mache mich an die Reparatur des Rades und schnorr mir leihweise etwas Werkzeug (Zange) bei einem Wohnmobil. Mit etwas biegen und der Feile am Leatherman bekomme ich es wieder hin. Noch ein Tropfen Öl, schon flutscht es wieder. Glück gehabt.
Wir wechseln die Hütte und ziehen in ein Apartment um. Es stank einfach zu sehr in der ranzigen Hütte.
Ich traf auch unsere schweigsamen Freunde aus Deutschland wieder. Ich erzähl von unserem kleinem Abenteuer mit dem Fahrradtaxi. Also sie hätten keine Probleme gehabt  (wir ja auch nicht) , sie hätten angerufen und 10 Minuten später wäre das Taxi da gewesen. Welche Nummer sie denn angerufen hätten? Na die, die da auf dem Plakat stand. Ich grins‘ mir eins und wünsch noch eine angenehme Nacht. Das schlechte Wetter holt uns ein und wir beschließen, mit der Schnellfähre nach Trondheim zu fahren.




17. 6. 18 Molde – Strømsholmen (Atlanterhavsvegen)

Die Steigungen waren moderat, die Abfahrten schön lang und für 30 – 40 Sachen gut. In Strømsholmen angekommen, können wir keinen Campingplatz finden. Auf der analogen Karte ist er zwar zu sehen, aber weder bei Google, Locus noch bei der Camping App für Norwegen (NorCamp – Camping in Skandinavien). Ok, was nicht ist, kann nicht sein. Wir finden ein alte Hütte mit fettem Fernseher, ich glaub wir haben noch ein Spiel der Deutschen gesehen und was gegessen (Mexikanische Reispampe  fix&Fertig (Ganz schnell, ganz einfach) nur noch Wasser drauf und warm machen. Nicht schlecht. Zuvor haben wir noch eine kleine Tour ohne Gepäck gemacht. Auch mal ganz nett ;-). Dann wollten wir eigentlich nur einen Hügel aus Steinen näher betrachten, der sich als Hügelgrab herausstellte. Wir ließen die Räder stehen und machten einen langen Spaziergang in warmen, strahlendem Licht. Mit warmen Rückenwind aus Süden ging es zurück zur Hütte. Nach dem Essen nochmal raus, Sonnenuntergang gucken. Bis zum großen Zisch zog es sich noch etwas, um 23:45 war es dann soweit, wir konnten endlich wieder in die leicht mit dem Kopf schüttelnd in die warme Hütte zurück. 23:45, viertel vor Zwölf! ‚Und immer noch nicht dunkel.

16. 6. 18 Ålesund – Molde

Kleiner Zeitsprung: Heute ist der 25.10 2018 und ich schreibe weiter am Reisetagebuch.  Es zieht sich, bis man neben dem ganzen Alltag mal wieder Zeit findet das Reisetagebuch nachzutragen. Jetzt ist wieder eine Stunde vergangen, bis ich rekonstruiert habe, das wir am 14. 6. nicht Fahrrad gefahren sind sondern in der Hütte saßen und dann auf die Fähre gewartet haben. Gar nicht so einfach, so ein Reisetagebuch. Aber jetzt komme ich langsam wieder rein.

Der Weg nach Molde ist schön gemütlich. Ein paar Fähren tragen zur Entspannung bei. Bei bewölktem Himmel, milden Temperaturen kommen wir gut voran. In Molde liegt der Campingplatz direkt am Wasser. Und wieder ein Wahnsinnspanorama: Auf der anderen Seite ziehen die Berge steil nach oben, teilweise noch schneebedeckt. Aber die Berge sind nicht schroff, eher weich und mild.
Die Nacht verbringen wir gemütlich in einer kleinen Hütte .

15. 6. 18 Ålesund Jugendstielstadt

In Ålesund haben wir noch das letzte Zimmer in der Jugendherberge bekommen. Direkt unterm Dach. Da die Gelegenheit günstig war, haben wir unser Ganzes Zeug, das wir nicht am Leib trugen, der Waschmaschine für weitere Dienstleistungen übergeben. Dann schön alles aufgehangen und ins Aquarium gefahren. Der Linienbus lies auf sich warten, so haben wir einen Rundfahrtbus genommen der uns bis zum Aquarium fuhr und uns noch ein wenig über die Stadt erzählte. Am Ziel angekommen, sprang der Fahrer aus dem Bus und ward nicht mehr gesehen. Wir warten noch ein Anstandsminütchen, ob sich nicht doch noch eine Möglichkeit zum Bezahlen gibt. Nun wenn nicht, dann nicht. An der Kasse dann die nächste angenehme Überraschung:  Das Aquarium hat 20. Geburtstag und feiert das mit Eintrittspreisen wie vor 20 Jahren. 150 NOK statt 380. Über 100% Inflation in 20 Jahren. Innen gab es dann noch Kaffee und Kuchen, Fischfrikadellen und anderes.

Nach dem Aquarium schauen wir uns noch die Stadt an. Zwischen durch flüchten wir vor dem Regen in Cafés und Museen. Sehr schön war die Jugendstielapotheke. Wie eine Puppenstube in Echt.
Ach ja, die Schweigsamen haben wir auch wieder getroffen. Ich hab sie dann mal in einem entspannten Moment angequatscht weil ich wissen wollte, ob die wirklich so stoffelig sind. Eigentlich nicht, ein wenig seltsam vielleicht, aber wer ist das nicht. Sie sind Hardcormäßig mit dem Rad nach Ålesund gefahren. Wahrscheinlich halten sie uns für Weicheier.

14. 6. Florø – Ålesund

Auf dem Campingplatz  Krokane Gard, essen wir erst mal und prüfen den Wetterbericht für heute. Es sieht schwer nach Regen aus. Wir lassen das mit dem Zelt und buchen eine Hütte. Kein Problem in der Vorsaison. Bald fänge es schwer an zu regnen und wir bereuen den Entschluss nicht. Heute Nacht geht es um 2:00 mit Hurtig Ruten nach Ålesund  Dort soll es morgen weniger Regnen.
Wir dürfen etwas länger bleiben und müssen die Hütte erst um 14:00 verlassen. Wir treiben uns ein wenig in der Stadt rum und gehen Abends nobel essen. Das Essen ist sehr gut.Allerdings war der Fisch etwas zu salzig. Das hat hat man davon, wen man zu Hause kaum Salz an’s Essen wirft. Nach dem Nachtisch und einem Espresso zahlen wir und gehen ein Stockwerk tiefer ins Pup. Hier trinken wir jeder noch drei Bier. Draußen regnet es Bindfäden und wir überlegen, wie wir die restliche Zeit im Hafen zubringen. Um 1:30 ist Zapfenstreichen, wir kaufen nicht das Pub sondern zahlen nur unser Bier, ziehen uns schön warm an und fahren in den Hafen. Ich schiebe die paar Meter, da ich mir nicht sicher bin, ob die 0 Promille Grenze hier auch für Radfahrer gilt. Ich werde es nicht erfahren. Wir finden zwar keinen Wartesaal, aber immerhin ein Dach über den Kopf. Wir fragen uns, ob hier wirklich ein Schiff abgeht und ob wir an der richtigen Stelle sind. Einzig ein kleines Schild mit Infos von Hurtig Ruten haben wir gefunden. Very strange das Ganze. Wir laufen mal hierhin, mal dorthin, Fahren auch mal mit dem Rade ein Stück weiter. Aber außer das man durch  böigen Regen auch nass wird, gewinnen wir keine neuen Erkenntnisse. Astrid frag irgendwann mal zwei Frauen, die mit dem Auto angekommen sind, ob hier das Schiff abgeht. Selbstverständlich, was für eine Frage. Irgendwann (eigentlich nur mit 15 Minuten Verspätung, taucht das Schiff tatsächlich auf. Das Tor wird aufgeschlossen, das Schiff legt an. Die Laderampe geht runter und wir fahren an Bord. Einchecken geht ohne Probleme. Die nette Servicefrau gibt uns noch den Tip, in die Aussichtskanzel zu gehen. Da gebe es auch ein paar Sofas zum schlafen. Also alles easy, vergiss deine German Angst.
Irgendwann höre ich ein infernalisches Geräusch. Es dröhnt wie ein Staubsauger mit Tecnomusik. Und tatsächlich. Im Zwielicht kommt ein Mädel mit einem Staubsauger auf dem Rücken und voll aufgedrehter Muke im Kopfhörer daher. Ich dämmere wieder weg um kurz darauf durch einen Schlag geweckt zu werden. Was war das? Und wieder: Das Schiff hebt sich und fällt erneut gefühlte 10 Meter nach unten. Notausgang, Schwimmweste? Nö, wir sind auf dem offenen Atlantik, es stürmt gewaltig und wir kämpfen uns durch die Wellen.  Ich verlasse den Panoramasitz und versuche mein Glück auf dem Sofa. Aber liegen verbessert meinen Zustand auch nicht wirklich. Ok, die Tüten liegen in Griffnähe und ich halte mich noch einen Moment daran fest, in der Hoffnung mir nicht das Abendessen noch mal durch den Kopf gehen zu lassen. Aber es hilft nichts, doch zum Glück hat der Fisch den Magen schon passiert. Aber trotzdem eckelig. Irgendwann schlafe ich ein und wir kommen wieder in den Schutz der Schären.  Astrid hat von allem nichts mitbekommen und geht noch an Bord frühstücken. Ich warte lieber noch ein bisschen und wir fahren erst  mal zu Jugenherberge.

Das GPS im Tablet habe ich leider erst später eingeschaltet, so das etwas vom Start der Reise fehlt.


13. 6. 18 Førde – Brandø

Von Førde aus ging es dann entlang des Førdefjordes nach Veisend. Dort sollte um 16.15 eine Fähre abgehen. Die letzten km zogen sich und es wurde hügelig. Immer nur so kleine 20- 30 gemeine Meter hoch und runter. Unser Zeitpolster sinkt. Gegen Schluss nehme ich Astrids Tasche mit unserem Zelt und pack‘ sie mir irgendwie aufs Rad. Gar nicht so einfach ohne Gepäckträger. Bevor ich weiterfahre, kippe ich erst mal das Wasser weg. Unnötige anderthalb Kilo Ballast. Die Tasche Liegt auf meinen Beinen. Ich kann nicht sauber durchtreten, sondern muss die Beine nach außen drehen, damit die Tasche nicht runter fällt. Mit letzter Kraft kommen wir am Fähranleger an. Hier soll eine Fähre abgehen? Aber unsere schweigsamen Freunde sind auch schon da, also scheinen wir richtig zu sein.
das Schiff hat keine Rampe, also Gepäck runter, den Ausleger hatte ich schon vorher umgeklappt. Das Schiff liegt ein Meter unter dem Anleger. Ein Matrose nimmt das Rad an, Ich höre schon, wie der Rahmen auf der Reling langkratzt, die Farbe splittert – schließe die Augen. Aber zwei Oberarme wie Laternenmasten heben die Räder cool in die Luft, über die Reling auf das Deck. Selbst die Landung ist butterweich. Der Einstieg ins Schiff ist mit 45° etwas steil, Astrid fällt die gelbe Tasche noch runter. Ich glaub ja eher, das sie die der schweigsamen Radlerin hinterher geworfen, aber nicht getroffen hat.
Ganz so schweigsam sind die beiden dann doch nicht. Wir werden noch gefragt, wo wir hin wollen. Auf unsere Antwort, auf den Campingplatz vor Ort, sind wir wohl vollkommen unten durch. Sie verabschieden sich mit einem Ach ja und Tschüss und fahren weiter.  Mal sehen wo wir uns das nächste mal treffen. 

Der etwas wirr anmutende Track des Tages kommt daher, das die Fähre mehrere Inseln anfährt.

12. 6. 18 Flatheim – Førde

Weiter geht es nach Førde. Fast nur bergab, den kleinen 300er nehmen wir jetzt mit links.So hatte die „falsche Fähre“ ja doch ihr Gutes.
Kurz vor Førde machen wir Rast in einem kleinem Museum. Wir begnügen uns mit der Cafeteria, nach noch einem Freilichtmuseum steht uns nicht so der Sinn. Dieser Kultur-Snobismus rächst sich: Beim einräumen des Zeltes merke ich, das mein Rucksack noch im Museum liegt. Meine Gesamte Identität: Perso, Führerschein, Handy, Foto, Tablet, Brille ALLES! Kurz Astrid Bescheid sagen, das ich noch mal zurück muss und dann gib ihm! Natürlich geht es Bergauf, aber der Wind kommt von hinten. Den Regler auf Stufe 6 und Power. Zwischendurch fällt mir ein, das Norwegen ja nicht zur EU gehört. Waren die beim Schengen-Abkommen dabei? Wie wird dann die Einreise nach Deutschland? Mit meinem Niederrheinischem Migrationshintergrund? Ich seh‘ mich schon bei der deutschen Botschaft Ersatzdokumente beschaffen, Karten sperren. Das fahre noch schneller,  aber es hilft nichts. Schon geschlossen als ich ankomme. Also wieder zurück. Ich beruhige mich und hoffe, das der Rucksack vom Personal gefunden wurde. Wir gehen zur „Feier“ des Tages erst mal essen, Kruztrip nach Thailand.
Am nächsten Morgen packen wir zusammen, frühstücken gemütlich, vor 10 Uhr macht das Museum eh‘ nicht auf. Meine Große Tasche stelle ich an der Birke ab, unter der wir gezeltet haben. Im Museum weiß die nette Frau sofort Bescheid als ich zur Tür reinkomme. Sie hatte gestern kurz in den Rucksack geguckt und sie mit dem „very importent stuff“ beiseite gelegt. Ich grüble noch kurz, was das Personal in meinem Rucksack soll, bin aber heilfroh das alles gut gegangen ist.
Am Eingang zum Campingplatz kommen mir noch zwei Camper im VW-Bus entgegen, Hupen und winken. Sie dachten, ich hätte meine Tasche vergessen (sehe ich wirklich so trottelig aus? Wer sagt da ja?) und hätten sie beim Pförtner abgegeben. Der ist zum Glück da. Wir schwätzen noch ein wenig über mein Rad, und ich lass ihn eine Runde drehen. Am Tesla kommt er gerade noch ohne Schaden vorbei…
Auf dem Platz haben wir auch noch die Radler aus Færland. Immer noch nicht sehr gesprächig.

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11. 6. 18 Gaularfjellet

Auf der Website von Hurtig Ruten sind die Fährhäfen in alphabetischer Reihen

Auf der Website von Hurtig Ruten sind die Fährhäfen in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt. Sehr sinnvoll für die Routenplanung. Irgendwann entdecke ich den Fahrplan. Die nordwärts gehenden Verbindungen kommen und gehen alle in der Nacht. Nicht so schlimm, es wird ja nicht wirklich dunkel. Also mit der lokalen Fähre um 11:35 nach Vadheim dann weiter zum Atlantik.
Aber es kam anders. Es fährt zwar eine Fähre um 11:35, aber an einem anderem Wochentag. Das merken wir aber erst, ein paar Minuten vor der Abfahrt der Fähre. Diese fährt nach Balestrand: Ein schneller, kurzer Blick auf die Karte. Keine langen Tunnel auf dem Weg nach Förde. Nur ein Berg mit starker Steigung. Kann gut gehen. Keine Zeit, darüber lange zu philosophieren, wir müssen auf’s Schiff. Die Fahrräder schieben wir noch durch den Gang zwischen den Sitzreihen da der nächste Ausstieg am Heck der Fähre ist. Auch mein Trike passt durch. Nicht ganz rückenschonend, da ich mich immer wieder bücken muss, um die Richtung zu halten um nicht an den Sitzen zu verkannten. Die 15 Minuten Fahrzeit sind dann auch schon rum und wir gehen in Balestrand wieder von Bord.
Das hätten wir auch einfacher haben können. Aber dann hätte ich meine Schuhe nicht nach Hause schicken können und den Adapter für Strom, den wir bisher nicht gebraucht haben und auch ein paar Gramm wiegt.
Da auf der Fähre keine Zeit mehr für eine Kaffee war holen wir das jetzt nach und schauen uns den Weg ein wenig genauer an. Der Pass hat 800 Höhenmeter. Wir sind jetzt auf null Meter. Das wird hart. Aber nur die harten komm‘ in Garten. Nur Weicheier Graben morgens den Garten um,  wenn es kühl ist. Wir haben uns die Mittagszeit auserkoren, damit es schön heiß wird. Wasser gab es genug am Wegessrand.
Oben am Pass scheint ein Wikingerschiff gestrandet zu sein. Wahnbilder der Hitze? Auch auf dem weiteren Weg nach oben ist nichts genaueres zu erkennen. Sehr seltsam. Endlich oben angekommen, haben wir die Passhöhe ganz für uns alleine. Das Wikingerschiff entpuppt sich als eine gewaltige Transformation von Öl in Beton, Hier wurden die norwegischen Ölmilliarden massiv in einer Aussichtsplattform angelegt. Ein Teil davon wird als Aufständerung für Solarmodule verwendet. Das dürfte die massivste, teuerste und ökologische unrentabelste PV-Anlage der Welt sein. Energierücklaufzeit bestimmt 1000 Jahre. Ein deutscher Rentnerbus, Norwegen in 8 Tagen fährt auf die Plattform. Sie steigen aus, der Busfahrer hat wohl auf dem Weg nach oben Kaffee gekocht und verteilt ihn nun. Ganz frech frag ich mal, ob es für zwei Radfahrer auch noch ein Kaffee übrig ist. Ist es, sogar mit Milch für Astrid.
Mit dem Kaffeebecher in der Hand schauen wir noch zwei greisen Playboys in Shorts zu. Süß, wie sie sich aus dem Porsche quälen. Schau’n wir mal, ob ich in dem Alter noch aus meinem Trike hoch komme. 
Als alle weg sind, machen auch wir uns auf dem Weg. Hier oben zu zelten scheint uns doch ein wenig frisch zu werden.
Es geht noch ein rund 15 Kilometer mit Wellen am See entlang, dann kommen die ersten Abfahrten, die ich mit 70 Sachen genieße, I Believe I Can Fly. Nach der Abfahrt geht es weiter durch ein Hochtal, der auf der Karte versprochene Campingplatz taucht nicht auf. Dafür ein paar Schilder zu Hütten. Astrid wartet dort, ich fahre noch ein Stück weiter und lande in einer alten, umgebauten Scheune. Diese wurde woanders abgebaut und hier aufgebaut. Das ist es, hier müssen wir heute Nacht schlafen. Ich hole Astrid ab und wir ziehen unsere Schuhe aus und gehen in den ersten Stock, unsere Sachen ins Zimmer stellen. Alles ist sehr liebevoll eingerichtet und dekoriert. Für die Kinder gäbe es noch alte Betten, zum zusammenschieben. Damit hat man Tagsüber ein wenig mehr Platz.


Die Küche ist im Haupthaus untergebracht. Hier ist alles mit altem Hausrat dekoriert. Very nice! Wie bleiben eine Nacht und bedauern, das die Wanderschuhe schon verschickt sind. Hier wäre ein Wandertag sehr interessant gewesen. Es gibt einen Wanderweg der 13 Wasserfälle miteinander verbindet.

10. 6. 18 Fjærland

Heute fast fahrradfrei. Mit der Fähre auf die andere Seite. Dann fast das Boot nach Fjærland zu den Gletschern verpasst. Ich sah es zwar kommen, dachte aber noch etwas Zeit zu haben um mit der neuen Kamera zu spielen. Dann packte ich die Kamera ein, aber wo ist Astrid? Sie war schon auf dem Anleger gewesen und suchte mich, ich suchte sie. Egal, wir trafen uns, aber wo war jetzt das Boot? Das hatte gar nicht angelegt, vermutlich weil keiner am Anleger stand. Wie auf den Witzbildern mit dem gestrandeten Seemann hüpften, winkten und schrien wir. Tatsächlich: Das Schiff drehte noch mal bei und nahm uns an Bord. 1 1/2 Stunden fuhren wir durch`s Fjord nach Fjærland. In dieser Zeit änderte sich die Farbe des Wassers von Blau nach Türkis ins Grüne. Wie wir im Gletschermuseum lernten, wird diese Farbveränderung durch den feinen Abrieb verursacht, der bei der Wanderung des Eises entlang des Berges entsteht. Das Eis schleift wie mit 8000er Schmiergel über die Steine und das Geröll. Mit dem Schmelzwasser landet dann der Abrieb im Gletschersee. Je nach Korngröße sinkt es unterschiedlich schnell zu Boden und verleiht dem See diesen Grandiosen Farbverlauf. Irgendwann taucht dann dieser Abrieb als schluffiger Ton oder toniger Schluff wieder auf.

Vom Museum aus ging es dann mit dem Bus zu zwei Gletschern. Von diesen fiel ein eisiger Wind ins Tal.
Zurück in Fjærland trafen wir noch einen Freak mit Rentiergeweih an der Lenkertasche und ein paar Fällen auf dem Gepäckträger. Die Fälle waren um einen Holzstamm (also einem Stück davon) gewickelt. Am Stamm schnitzte er. Was genau war nicht zu erkennen. Na, wenn man sonst kein Gepäck hat… Astrid hat sich mit Ihm unterhalten und meinte, er käme jetzt gerade aus Lappland, sei aber in Thailand mit dem Rad gestartet. Wer weiß.

Auf der Rückfahrt waren wir und die meisten anderen Touristen dann doch so müde, das uns die weiterhin imposante Berg- und Wasserwelt nicht von einem Nickerchen abhalten konnte.

Am Abend wälzten wir dann noch zwei Stunden die Karten und durchsuchten das Netz nach Fährverbindungnen. Von Alesund nach Trondheim Da muss es doch mehr geben. Gibt es auch, aber erst am nächsten Tag.